Vom Leben und Überleben

Ein Film von Bernadette Dewald und Gerda Klingenböck

Helene Igerc 1999

Aloisia Hofinger (1999)

Antonia Bruha (1999)

Regine Chum (1998)

Rosa Winter (1999)

Katharina Thaller (1999)

A 2003, Videodokumentation, Beta SP, 1.1.33, Farbe, colour, 110 min, Originalfassung mit englischen Untertiteln

Die Entscheidungen bezüglich des Gestaltungsprinzips in „Vom Leben und Überleben“ stellen eine Art Gegenposition zu Erwartungshaltungen gegenüber dem Genre des Dokumentarfilms dar. Die Montage von Auszügen aus sechs lebensgeschichtlichen Interviews aus dem Quellenbestand des „Videoarchivs Ravensbrück“ übernimmt weit gehend die Gestalt des Ausgangsmaterials – die Erzählung – als Form gebende Struktur. Auf weitere Elemente aus dem historischen und aktuellen Repertoire des Dokumentarismus wurde vollkommen verzichtet. Einzig kurze Zwischentitel dienen zur zeitlichen und örtlichen Orientierung der ZuschauerInnen.

Eine der Frauen, die in Vom Leben und Überleben zu Wort kommt, hat vor einiger Zeit ihre Lebensgeschichte, ihre Erinnerungen an das Konzentrationslager Ravensbrück niedergeschrieben. „Ich war keine Heldin“ ist der Titel jenes Buches: ein Titel wie ein Motto – nicht nur gültig für seine Autorin Antonia Bruha, sondern wohl auch für die anderen 5 im Film interviewten Frauen, Regina Chum, Helene Igerc, Rosa Winter, Katharina Thaller und Aloisia Hofinger. „Ich war keine Heldin“ – das bedeutet: Frauen wurden willkürlich nach Ravensbrück deportiert, sie wurden von den politischen Ereignissen rund um 1938 aus ihrem vertrauten Alltag gerissen und in den Alltag einer – wie Helene Igerc es ausdrückt – „Erdenhölle“ verbannt.
Von den 34 im Rahmen eines Oral History Projekts aufgezeichneten Interviews mit Österreichischen Ravensbrück-Überlebenden haben Bernadette Dewald und Gerda Klingenböck 6 Frauen ausgewählt, deren Geschichten ihr Film thematisch parallel montiert. Vom Leben und Überleben nimmt sich viel Zeit für die äußerst unterschiedlichen Wege der Frauen. Sie sitzen in anonym wirkenden Zimmern oder aufgeräumten Küchen, die Kamera bleibt auf Distanz. Vor den neutralen, leeren Hintergründen baut sich ihre Erzählung einen Raum, eine rohe Landschaft der Erinnerung. Jede Geschichte ist zugleich eine Reflexion über ihre eigene Unmöglichkeit: Vieles ist unbeschreibbar, anderes ist unbesprechbar geblieben und manches scheint nur in ritualisierten Formeln sagbar. Ravensbrück ist ein Off im Leben dieser Frauen, weil es ein Off im Gedächtnis der Nachwelt ist. Vom Leben und Überleben holt die unerwünschten Erinnerungen an die Oberfläche und gibt dem Ungeheuren, ja fast schon Unglaublichen Namen und Gesicht. (Sylvia Szely, Sixpack Katalog)

Regie: Bernadette Dewald, Gerda Klingenböck
Buch: Bernadette Dewald, Gerda Klingenböck
Kamera: Bernadette Dewald, Gerda Klingenböck, Tina Leisch
Schnitt: Gundula Daxecker
Ton: Gerda Klingenböck, Bernadette Dewald, Tina Leisch
Produktion: Bernadette Dewald, Gerda Klingenböck
Mitwirkende: Antonia Bruha, Regina Chum, Helene Igerc, Rosa Winter, Katharina Thaller, Aloisia Hofinger

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